Zur Geschichte – ewige UmzügeDas Museum in Aussig entstand im Jahre 1876, die erste Ausstellung eröffnete im Hotel „Das goldene Schiff“ in der Straße Hrnčířská (heute befindet sich dort das Restaurant Na Předmostí). Doch schon wenige Wochen später musste es umziehen und dann immer wieder ... im Laufe der ersten zehn Jahre zog es insgesamt achtmal um. Die Anzahl der Sammlungsgegenstände und das Prestige des Museums stiegen, und ein eigenes Museumsgebäude wurde notwendig. Im Jahre 1914 genehmigte die Stadt den Bau eines neuen städtischen Museums in der heutigen Straße Palachova in der Nähe des Stadtparks. Der erste Weltkrieg machte dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung, und in der Not nach dem Krieg schien die Rettung in der ehrenwerten Geste der ortsansässigen führenden Industriellenfamilie Wolfrum zu bestehen, dem Museum das Schloss in Türmitz (Trmice) zu schenken. Doch auch der edle Sitz blieb nicht lange Heimat. Einerseits reichte dieser für den Bedarf des Museums bald nicht mehr aus, außerdem führte die lange Zeit fehlende Instandhaltung das Schloss in den 60-er Jahren an den Rand der totalen Zerstörung. Im Jahre 1971 folgte eine weitere Zusage für den Bau eines speziellen Gebäudes für das städtische Museum, das auf dem Platz Mírové náměstí entstehen sollte. Wiederum erhielt eine provisorische Lösung den Vorrang, und so zog das Museum 1972 in das Schulgebäude im Stile der Neorenaissance neben dem Theater. Zuerst existierte es zusammen mit den Schülern in einem Gebäude, anschließend besetzte die Hauptpost die ehemaligen Klassenräume. Das Museum spielte nur die Rolle eines geduldeten Mieters. Mit der Ausgliederung der Post am Ende des 20. Jahrhunderts tauchte die Frage einer neuen Nutzung des historischen Objekts auf. Es bestand die Chance, endlich ein würdiges städtisches Museum einzurichten, und es gab Vorboten für einen weiteren, nun hoffentlich letzten Umzug. Das Museum zog vorübergehend in provisorische Räume, und in den Jahren 2009–2011 erfolgte dank europäischer Fördergelder eine Generalrekonstruktion des Museumsgebäudes. Für die Öffentlichkeit wurde das neue Museum im Juni 2011 feierlich eröffnet.
Wie der Kaisersaal zu seinem Namen kamIm Jahre 1876 hatte Seine kaiserliche Hoheit wahrscheinlich keine Ahnung davon, dass die Ratsherren von Aussig gerade eine neue bürgerliche Schule errichtet hatten. Doch im Maßstab der Stadt Aussig handelte es sich um ein historisch besonders bedeutsames Projekt. Das monumentale Schulgebäude im Stile der Neorenaissance stellte seinerzeit den repräsentativsten Bau in der breiten Umgebung dar. Die Stadt, die kein eigenes Rathaus hatte, ließ für die Schule einen Prunksaal für die Sitzungen der Stadtvertretung und andere prestigeträchtige Versammlungen projektieren. Dem entsprach auch die Verzierung mit einer reichen Wand- und Deckenbemalung mit allegorischen Motiven, ergänzt um Vergoldungen aus Blattgold. Die Schule, die 1897 um einen Anbau zu einem abgeschlossenen Block erweitert wurde, legte den Grundstein zur „Ringstraße“ von Aussig, damals einer prestigeträchtigen Adresse voller prunkvoller öffentlicher Palais nach dem Vorbild Wiens. Bald folgten in der Nachbarschaft weitere Bauten: das Postpalais (1900), das städtische Theater (1909) und die Stadtbibliothek (1912).
Als am 17. Juni 1901 Kaiser Franz Joseph I. bei seiner Reise durch das Königreich Böhmen auch Aussig besuchte, gab es keinen Zweifel daran, dass eine kaiserliche Audienz mit führenden Bürgern der Stadt stattfinden würde. Der Ort dieses außerordentlichen Ereignisses war logischerweise gerade das Gebäude des heutigen städtischen Museums. Und so erhielt in Erinnerung an diese Begebenheit der Kaisersaal seinen prunkvollen Namen. Es ist ein sympathischer Zufall, dass die Neueröffnung des Museums nach der Generalrekonstruktion fast auf den Tag genau 110 Jahre nach dem Besuch des Kaisers erfolgte. Die Öffentlichkeit konnte durch die unerwartete Entdeckung von Wandmalereien und ihrer präzisen Restaurierung erstmal den Kaisersaal so sehen, wie ihn eben Franz Joseph I. gesehen hatte. In die Eingangshalle des Gebäudes kehrte so nach Jahrzehnten auch die nach dem Krieg entfernte Gedenktafel zurück, die an den Aufenthalt des berühmten österreichischen Kaisers in Aussig erinnert.
Was birgt das Museum?In den Jahren 1876-1901 kümmerte sich um das Museum der ortsansässige Gewerbeverein, danach wurde es bis 1939 von der Museumsgesellschaft verwaltet. In den folgenden Jahrzehnten gehörte das Museum in die Kompetenz verschiedener Stufen der staatlichen Verwaltung oder Selbstverwaltung. Seit 1986 ist das Museum der politischen Repräsentanz der statutarischen Stadt Aussig untergeordnet, von der es auch finanziert wird. Derzeit sind die Museumssammlungen und Bücherfonds Eigentum der Stadt. Das Museum richtet sich in seiner Arbeit nach den gesetzlichen Vorschriften für die Verwaltung beweglichen Kulturerbes, für die Pflege von Sammlungen mit Museumscharakter und für öffentliche Bibliotheken.
Gegenwärtig verwaltet das Museum ca. 200.000 Nachweisnummern musealer Sammlungsgegenstände und ihrer Ensemble. Es pflegt ebenfalls etwa 60.000 Bucheinheiten in der Fachbibliothek des Museums, die sich auch um ca. 2.000 Bände alter Drucke und Handschriften kümmert.
Zu den größten Ensembles gehören die naturwissenschaftlichen Sammlungen, die bereits Ende des 19. Jahrhunderts entstanden. Sie enthalten zahlreiche bedeutende Sammlungen, die vor allem die Natur in Nordwestböhmen, des Böhmischen Mittelgebirges und des Erzgebirges dokumentieren. Zu finden sind hier Tausende geologische Proben von Mineralien, Gesteinsschichten und paläontologische Belege. Des Weiteren beherbergt das Museum auch ein Herbarium, umfangreich sind vor allem die entomologischen Sammlungen. Eine besondere Faszination üben auch die zoologischen Sammlungen mit einer Reihe interessanter Präparate aus. Im Zusammenhang mit der Bautätigkeit im historischen Zentrum der Stadt wuchsen in den vergangenen Jahrzehnten auch die archäologischen Sammlungen. Die historischen Sammlungen umfassen beispielsweise Zehntausende Fotografien, Negative, Diapositive oder Ansichtskarten. Hier befinden sich auch Sammlungen zum Militärwesen, die z. B. durch ein Waffenarsenal und Kriegsmaterial aus der Zeit um 1813, als die Schlacht bei Kulm (Chlumec) stattfand, außergewöhnlich sind. In Anbetracht des industriellen Charakters der Region sind auch die technischen Sammlungen umfangreich. Die bildende Kunst und das Kunsthandwerk sind beispielsweise in historischem Mobiliar, Glas, spätgotischen Holzschnitzereien oder Landschaftsmalerei des 19. und 20. Jahrhunderts vertreten. Sowohl hinsichtlich der Anzahl als auch der Qualität der Sammlungen gehört das Museum der Stadt Aussig zu den bedeutsamsten regionalen Museumsinstitutionen in der Tschechischen Republik.